„Die Sanierung der Riedbahn war überflüssig“
Auszug aus Interview mit dem Bahn-Experten Artur Lebedew
Wirtschaftswoche vom 7.1.2025
Auszüge:
[…] WW: Die Züge fahren nicht pünktlicher?
Das würde mich stark wundern. Die Bahn selbst ist davon ausgegangen, dass sich durch die neue Riedbahn die Pünktlichkeit bundesweit um etwa 0,5 Prozent verbessert. Es ist aber leider andersherum. Die Strecke ist derzeit langsamer in Betrieb, statt mit geplanten 200 Kilometern pro Stunde, fahren die Züge mit 160, weil man trotz aller Beteuerungen nicht ganz fertig geworden ist. Also fehlen sogar 2 Minuten.
[…] WW: Warum wurde dann saniert?
Das weiß ich auch nicht. Der Bundesrechnungshof vermutet, dass die Bahn durch die Generalsanierung mehr Geld ins strauchelnde Unternehmen bekommt. Aus verschiedenen Projekten weiß ich, dass die Eigenleistungen des DB-Konzerns bei Planungen inzwischen bis zu einem Viertel der Planungskosten betragen können. Insgesamt muss man mit Gewinnen aus Planungen von 5 bis 10 Prozent der Bausummen ausgehen. Allein die Kosten für die Riedbahn belaufen sich auf 1,3 Milliarden Euro. Das könnte ein Grund sein.
WW: Sie finden also, dass sich die Steuerzahler das Geld für die 41 Generalsanierungen sparen könnten? Nahezu die gesamte Bahnbranche, auch DB-unabhängige Verbände, hält diese für richtig.
Wahrlich nicht. Aber man muss immer schauen, was man für das Geld bekommt. Die Generalsanierung hat durch den plötzlichen Baubedarf schon jetzt die Preise für Planungen, Materialien und Ausführungen enorm in die Höhe getrieben, teilweise rufen die Bauunternehmen und Dienstleister die doppelten Preise auf, weil die Bahn auf die Aufträge angewiesen ist. Zudem muss man fragen, ob nicht mehr Geld und vor allem eigenes Personal für den laufenden Unterhalt bereitstehen. Die Bahn hat die örtliche Präsenz und ihr Personal zusammengestrichen. Jetzt baut man es für viel Geld auf. […
Kommentar vom 17.12.2024
Die Bürgerbahn – Denkfabrik für eine starke Schiene hat die Riedbahnsanierung kritisch kommentiert. Einleitend heißt es darin:
Die längst noch nicht abgeschlossene Riedbahnsanierung ist nicht nur eine Schauveranstaltung, wie man sie im früheren „Ostblock“ kannte, sondern ein Paradebeispiel für das Versagen von kritischer Öffentlichkeit. Willfährige recherchearme Medien blasen ins gleiche Horn und loben die Bahn und ihre unfähigen Manager.
Diese Grundsatzkritik ist heftig, aber leider voll und ganz berechtigt, wenn man sich exemplarisch mal die Frankfurter Rundschau dazu anschaut. Kritische Untertöne finden sich in der Presse allenfalls zu dem Fahrplan für eine Gesamtsanierung des Schienennetzes der Bahn. Nicht hinterfragt bzw. nur am Rande erwähnt wird, was jetzt eigentlich tatsächlich auf der Riedbahn-Strecke verbessert wurde und was nicht (KP).
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